WEBEREIKONZERT

Die Strukturen von Webstuhl und Gewebe sind in der Notation miteinander verbunden. Ähnlich wie die konventionelle Notenschrift dem Musiker den Verlauf einer Melodie vermittelt, lässt sich über die Webpartitur bereits die Gestalt des zukünftigen Werkstücks ablesen. Besonders auffallend ist dabei nicht nur die visuelle Ähnlichkeit der vertikal verlaufenden Kettfäden zu Notenlinien, sondern ebenso das musikalische Vokabular innerhalb der beiden Notationssysteme: Die Weber sprechen von einer Partitur und dem Webstuhl als ihrem Instrument.


1677 gibt Marx Ziegler das Weber Kunst und Bild Buch heraus, das zwischen 1708 und 1736 von Nathanael Lumscher als Neu Eingerichtetes Weber Kunst und Bild Buch erweitert wird und als das erste Musterbuch, Muster von Geweben archiviert und reproduzierbar macht.

Diese frühen Muster der Handweberei werden von Sabine Akiko Ahrendt und Dominik Susteck musikalisch interpretiert.

„Under theils die es schon verstehen/ und sind doch eygennützig die niemand etwas gönnen / welche dafür halten / man solle solche Sachen nur in geheim behalten / mit einem jeden also leichtlich fürmahlen / auff daß die Kunst den Ungelernigen verborgen bleibe /  und sie also davon abgehalten werden / welches ich nicht loben kann (…)

(Ziegler: Weber Kunst und Bild Buch, 1677, zitiert nach Schneider, Birgit: Textiles Prozessieren, diaphanes, Berlin 2007)

Dirk Rothbrust (Percussion), Konzert in der Bundeskunsthalle Bonn im Rahmen des Festivals „klingt gut“ des Deutschen Musikrats, August 2015


Sabine Akiko Ahrendt (Violine) und Dominik Susteck (Orgel)
Mitschnitt vom Konzert am 09. Juni 2014 in der Kunst-Station St. Peter, Köln
Tonaufnahme: Judith Nordbrock und Gerald Schauder
Mischung: Judith Nordbrock

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